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25.02.2025

Die richtige Pflege für trockene Winterhaut

In der kalten Jahreszeit ist unsere Haut besonders strapaziert und reagiert mit Rötungen, Juckreiz, Schuppung. Hautärztin Dr. Anne Gürtler erklärt, wie man gegensteuern kann.

Zur Person

Priv.-Doz. Dr. med. Anne Gürtler steht im weißen Kittel vor einer Mauer

Priv.-Doz. Dr. med. Anne Gürtler (@dermahealthnutrition) ist Fachärztin für Dermatologie sowie Ernährungsmedizinerin und leitet den Bereich Dermatologie und Lasermedizin der Praxis LVATE in München (@lvate.face.aesthetics). Darüber hinaus hat sie eine Forschungsstelle an der dermatologischen Klinik der LMU München inne und erforscht in klinischen Studien den Einfluss unserer Ernährung auf die Hautgesundheit.

Häufig ist die Haut im Winter besonders anfällig für Trockenheit. Warum ist das so?
Kalte Temperaturen draußen und trockene Heizungsluft drinnen beanspruchen die natürliche Hautbarriere. Dadurch kann die Feuchtigkeit aus dem Gewebe leichter entweichen. Kalter Wind und Schnee können die Barrierefunktion zusätzlich beeinträchtigen. Bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis verstärkt sich der Effekt, da die Barrierefunktion ohnehin geschwächt ist. Da kann es schnell zu extremer Hauttrockenheit mit Schuppung kommen. Außerdem können leichter Entzündungsschübe auftreten, und auch Kontaktallergene dringen bei geschädigter Barriere schneller in die Haut ein. Das Ergebnis sind quälender Juckreiz und ein Spannungsgefühl in der Haut, was unter anderem zu Ein- und Durchschlafstörungen führen kann.

Mehr Fett oder mehr Feuchtigkeit: Woran fehlt es unserer Haut im Winter?  
In den meisten Fällen fehlt es an Fett. Cremes mit Rückfettungseffekt können die Hautbarriere stärken, indem sie kleine Risse schließen und so den Feuchtigkeitsverlust reduzieren. Ein echter Feuchtigkeitsmangel, also eine Austrocknung des Körpers durch zu wenig Flüssigkeitsaufnahme, zeigt sich meist erst bei starkem Mangel – beispielsweise durch stehende Hautfalten, vor allem bei älteren Menschen.

Wie oft und auf welche Weise sollte man die Haut im Winter eincremen, um sie optimal zu schützen?
Tägliches Eincremen, idealerweise direkt nach dem Duschen, ist das A und O. Gerade im Winter neigen wir dazu, sehr heiß und lange zu duschen, was die Haut zusätzlich austrocknet. Viele benutzen zusätzlich Duschseifen, die den schützenden Lipidmantel der obersten Hautschichten abwaschen. Mein Rat: Verwenden Sie pH-neutrale Syndets – das sind sanfte Reinigungsmittel – und begrenzen Sie die Duschzeit auf drei bis fünf Minuten bei maximal körperwarmer Temperatur. Nach dem Duschen von Kopf bis Fuß eincremen, kurz einziehen lassen und dann erst anziehen. Bei Outdoor-Aktivitäten in der Kälte wie Skifahren bieten spezielle Produkte wie Cold Creams zusätzlichen Schutz.

»Dass sich die Haut ans tägliche Eincremen gewöhnt, ist ein Mythos.«

Dr. med. Anne Gürtler

Kann man die Haut auch überpflegen? Woran merkt man das?
Ja, das kann man. Oft entsteht eine Überpflege, wenn man häufig die Produkte wechselt oder ungeeignete Kosmetik verwendet. Das kann zu Sensibilisierungen und Irritationen führen, erkennbar an Rötungen, Juckreiz, Spannungsgefühl oder Pickelchen. Dass sich die Haut ans tägliche Eincremen gewöhnt, ist ein Mythos. Die Haut stellt ihre Eigenfettproduktion nicht ein, nur weil sie von außen eingecremt wird. Wenn jedoch sehr trockene Haut wieder ausreichend gepflegt ist, kann der Bedarf der Crememenge abnehmen.

Welche besonderen Pflegemaßnahmen empfehlen Sie an Problemstellen, also zum Beispiel für spröde Lippen, gerötete Haut an der Nase oder an den Händen?
Spröde Lippen lassen sich mit Balsamen, etwa mit Glycerin, pflegen. Wichtig ist, die Lippen nicht ständig abzulecken, da Speichel Enzyme enthält, die rissige Haut zusätzlich angreifen können. Für die Haut an der Nase eignen sich Salben mit Panthenol. Trockene Hände profitieren von fetthaltigen Cremes mit Vaseline, Ceramiden, Paraffin oder Glycerin. Bevor man rausgeht, sollte man die Creme dick auftragen. Genauso abends zur Regeneration. Baumwollhandschuhe über Nacht können das Einziehen unterstützen. 

Kann man »abhängig« werden von Lip Balms?
Noch so ein Mythos. Nein: Lippenpflegestifte machen nicht abhängig. Aber Produkte mit Geschmack oder Inhaltsstoffen wie Menthol können dazu führen, dass man die Lippen häufiger ableckt. Das trocknet langfristig weiter aus und verstärkt wiederum das Gefühl, dass die Lippen ständig gepflegt werden müssen. Hier ist ein bewusster Umgang mit der Pflege wichtig.

»Was allgemein gesund ist, ist auch gut für die Haut.«

Dr. med. Anne Gürtler

Inwieweit kann die Ernährung die Hautgesundheit im Winter beeinflussen und welche Lebensmittel oder Nährstoffe empfehlen Sie, um die Haut bestmöglich zu unterstützen?
Die Ernährung hat zu jeder Jahreszeit Einfluss auf die Gesundheit unserer Haut. Vereinfacht gesagt: Was allgemein gesund ist, ist auch gut für die Haut. Das heißt: frisch und abwechslungsreich selbst kochen, mit hochwertigen, saisonalen, pflanzenfokussierten, unverarbeiteten Grundnahrungsmitteln. Natürlich sollte man auch auf Nikotin und Alkohol verzichten. Mit so einer ausgewogenen Ernährung deckt man in der Regel den Bedarf an Vitaminen und Mikronährstoffen. Besonders empfehlenswert sind außerdem Lebensmittel, die Omega-3-Fettsäuren enthalten, wie beispielsweise Tiefseefisch oder Algen, Nüsse und Leinöl.

Worauf sollte man beim Wintersport achten? Ist Sonnenschutz in der dunklen Jahreszeit wirklich notwendig? 
Ja, Sonnenschutz ist auch im Winter wichtig, gerade in den Bergen. Schnee reflektiert bis zu 80 Prozent der UV-Strahlen, was die Haut vor allem beim Wintersport in höheren Lagen gefährden kann. Eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 sollte deswegen als letzter Schritt der Hautpflege aufgetragen werden. Zusätzlich ist häufig empfehlenswert, in den lichtarmen Monaten Vitamin D einzunehmen. Vorher sollte man den Vitamin-D-Status durch einen Bluttest überprüfen und sich von einem Arzt beraten lassen, um die richtige Dosierung zu bestimmen.

»Die Nutzung von Solarien ist aus dermatologischer Sicht nie sinnvoll.«

Dr. med. Anne Gürtler

Sind Solariumbesuche im Winter für die Hautgesundheit sinnvoll?
Die Nutzung von Solarien ist aus dermatologischer Sicht nie sinnvoll, denn auch die UV-Strahlen in Solarien sind nicht harmlos, sondern schädigen die Hautzellen und erhöhen das Hautkrebsrisiko.

Wann sollte ich bei sehr trockener Winterhaut zur Hautärztin oder zum Hautarzt? 
Wenn die Haut trotz angemessener Pflege sehr trocken, rissig oder entzündet ist. Manchmal können sich hinter einer vermeintlichen Trockenheit auch Hauterkrankungen verbergen, für die es eine geeignete Therapie braucht. 

Haben Sie noch einen persönlichen Tipp für die optimale Winterpflege? 
Eincremen, eincremen, eincremen. Bei bekannter Barrierestörung kann ein erwachsener Mensch bis zu einem Kilogramm Basispflege pro Monat benötigen. Mein Tipp: Deponieren Sie Lippenpflegestifte und Handcremes überall – in Taschen, Jacken, im Auto und im Büro.  Und natürlich sollte man die Haut mit Kleidung wie Schals oder Handschuhen vor der Kälte schützen. Das ist selbstverständlich, wird aber oft vergessen. Abends kann eine pflegende Gesichtsmaske helfen oder eine Kopfhaube mit Oliven- oder Kokosöl, um die Kopfhaut zu pflegen und Juckreiz bei Trockenheit zu beruhigen. 

Text Anna Schorr 
Fotos Simon Koy

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