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14.04.2022

10 Maßnahmen gegen Fachkräftemangel, die wirken

Zur Person 

© Julia Haack / KOFA

Sibylle Stippler ist Teamleiterin am Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft. Das Projekt KOFA wird im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) durchgeführt. Ziel ist es, kleine und mittlere Unternehmen bei der Fachkräftesicherung zu unterstützen. Unter www.kofa.de gibt es Schritt-für-Schritt-Handlungsempfehlungen, Erklärvideos und Praxisbeispiele.

Im Wettbewerb um Top-Personal lassen sich Unternehmen vieles einfallen. Auch die bKV ist ein gutes Mittel, um Angestellte zu finden und langfristig zu binden, wie eine aktuelle Studie der Allianz zeigt. Was sonst noch hilft, erklärt eine Expertin vom Institut der Deutschen Wirtschaft

Auf dem Arbeitsmarkt fehlen Fachkräfte. Zurzeit sind das vor allem Menschen, die eine Berufsausbildung gemacht haben – besonders in den Branchen Handwerk, Pflege, Sanitär und Heizungsbau. Im Wettbewerb um Personal bieten Arbeitgeber daher oft umfangreiche Bonusleistungen. Dazu gehört auch die betriebliche Krankenversicherung (bKV). Etwa 17.500 Arbeitgeber in Deutschland bieten sie laut PKV-Verband inzwischen an – und zeigen ihren Angestellten so, wie wichtig sie ihnen sind. Eine aktuelle Studie der Allianz zeigt außerdem: Die bKV ist aus Arbeitnehmersicht als Personalzusatzleistung beliebter als zum Beispiel ein Dienstwagen oder Betriebskindergarten. 73 Prozent der befragten Mitarbeitenden mit einer bKV geben an, sich in hohem Maße von ihrem Arbeitgeber wertgeschätzt zu fühlen. Bei den Befragten ohne bKV sagen das nur 50 Prozent. Was Unternehmen zusätzlich zur bKV anbieten können, um im Wettbewerb um Fachkräfte stärker aufzutreten, erklärt Sibylle Stippler. Sie ist Teamleiterin am Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft.

1. Attraktiv für Azubis werden

»Die Hauptursache für den Fachkräftemangel ist der demografische Wandel«, sagt Sibylle Stippler. »Jedes Jahr scheiden mehr ältere Menschen aus dem Arbeitsmarkt aus, als junge Leute nachkommen. Und wo heute Azubis fehlen, mangelt es morgen an Fachkräften. Deshalb empfehle ich: Sprechen Sie potenzielle Azubis gezielt an – etwa mit Schulkooperationen oder Praktika. Und zwar auf Social Media und mit einer Karriereseite, wo es Infos zu Ausbildungsinhalten, zum Team und zu Entwicklungsmöglichkeiten gibt.«

2. Freundlich zu Familien sein

»In Deutschland arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit und mit weniger Stunden als im europäischen Durchschnitt. Ziel der Arbeitgeber sollte ein Angebot sein, das gut in die Lebenswelt der Familien von heute passt. Und das so flexibel ist, dass diese vielleicht sogar mehr Stunden arbeiten, als sie geplant hatten. Für Eltern generell wichtig sind Stellen in Teil- und Vollzeit. Reizvoll sind auch ein Zuschuss zu Kitakosten oder eine eigene Betriebskita.«

3. Flexibilität schaffen

»Homeoffice ist wichtiger denn je: Immer mehr Menschen suchen in Jobbörsen gezielt nach Stellen, die Arbeit remote ermöglichen. Überspitzt ausgedrückt, denken Arbeitnehmer: Ganz egal, was ich mache – Hauptsache, ich kann von zu Hause aus arbeiten. Arbeitgeber erschließen sich neue Zielgruppen, wenn sie auf solche Bedürfnisse eingehen.«

Sepia Agentur für Illustrationen/Anton Hallmann
Fachkräftemangel: 10 Maßnahmen für Unternehmen
Wie Firmen und Angestellte von der Allianz bKV profitieren
  • Die Allianz bKV macht Unternehmen für Fachkräfte attraktiver.
  • Angestellte erhalten Gesundheitsleistungen, die sie von ihrer gesetzlichen Krankenversicherung oft nicht bekommen. So bietet die Allianz bKV ein positives Erlebnis, das für Mitarbeitende mehrmals im Jahr erfahrbar ist.
  • Die Gesundheitsservices der Allianz bKV, wie etwa die Facharztvermittlung, sind familienfreundlich, da auch Angehörige der Versicherten sie nutzen können.
  • Die Allianz bKV bietet volle zeitliche und örtliche Flexibilität – unabhängig vom Firmenstandort.
  • Mitarbeitende bevorzugen die Allianz bKV gegenüber Dienstwagen oder Tankgutscheinen, denn Gesundheit ist ihnen wichtig.
4. Angemessen bezahlen

»Beim Gehalt kommt es vor allem darauf an, aus welcher Branche ein Unternehmen kommt und aus welcher Region. Fachkräfte, die eine Ausbildung gemacht haben – diejenigen, die am meisten fehlen –, sind weniger mobil. Es lohnt sich nachzufragen, wer wie viel verdient: beim Verband, bei Beschäftigten, die neu eingestellt wurden und von der Konkurrenz kommen, oder beim Personalerstammtisch.«

5. Im Gespräch bleiben

»Denken Sie dran: Die Belegschaft zu halten, ist genauso wichtig, wie neue Mitarbeitende zu finden. Bauen Sie daher unbedingt gute Beziehungen zu den Beschäftigten auf. Landläufig sagt man: Leute kommen wegen einer interessanten Aufgabe und gehen, weil es mit dem Chef nicht klappt. Ich glaube: Auch Führungskräfte sollten Schulungen machen und zum Beispiel lernen, wie sie gute Mitarbeitergespräche führen.«

6. Aufmerksam zuhören

»Früher wurden Führungskräfte mit Dienstwagen, Tankgutscheinen oder einem Eckbüro geködert. Heute gehen diese Leistungen daran vorbei, was Menschen sich wünschen. Ich empfehle Ihnen, herauszufinden, was Ihre Leute motiviert? Oft wird die Antwort lauten: Flexibilität in Arbeitszeit und -ort – da bin ich mir sicher.«

7. Weiterbildung fördern

»Weiterbildung vermittelt benötigte Kompetenzen und erhöht die Arbeitszufriedenheit. Dazu gehört, Schulungen zu ermöglichen, die teurer sind oder besonders renommiert. Es lohnt sich außerdem, Angestellte zu Konferenzen zu schicken, wo sie sich präsentieren und vernetzen können.«

8. Essen to go

»Viele Menschen schätzen das Gefühl, dass der Arbeitgeber ihnen hilft, den Alltag zu bewältigen. Bieten Sie Kantinenessen zum Mitnehmen an – dann müssen die Beschäftigten abends nicht kochen. Oder einen Wäscheservice. Erfahrungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung zeigen: Selbst ein Obstkorb oder kostenlose Getränke tragen unserer Erfahrung nach dazu bei, dass Angestellte sich wertgeschätzt fühlen.«

9. Machen Sie’s einfach

»Brauchen Arbeitgeber wirklich Anschreiben, Lebenslauf und alle Zeugnisse? Ich beobachte, dass immer mehr Unternehmen dazu übergehen, Bewerbern zu signalisieren: Nimm erst mal Kontakt zu uns auf. Denn: Die meisten Personalerinnen und Personaler setzen auf Gespräche und die wesentlichen Stationen im Lebenslauf.«

10. Präsenz zeigen

»Viele Unternehmen rücken mit ihren Leistungen erst nach dem ersten Vorstellungsgespräch heraus. Kandidatinnen und Kandidaten haben vorher keine Chance zu sehen, was geboten wird. Ganz klare Empfehlung: zeigen, wer man ist. Am besten gibt es schon in der Stellenanzeige Fotos vom Team, Zitate von Mitarbeitenden und den Link zu einer Karriereseite, auf der nachzulesen ist, was das Unternehmen ausmacht. Ein kurzes Video auf der Webseite könnte Einblick geben in die Betriebsräume.«

Massage, Kita, Homeoffice: Unternehmen buhlen um Top-Personal

Text Sandra Michel 
Fotos Julia Haack, iStock/RyanJLane
Illustrationen Anton Hallmann

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