Tiere haben überraschend viele Strategien entwickelt, um Durststrecken und Hungerperioden zu überstehen. Wir haben uns interessante Vorsorgestrategien angeschaut.
Weißstorch
Sobald der Sommer zu Ende geht, zieht es viele Weißstörche in wärmere Regionen, wo sie genügend Nahrung finden. Was nach einem schönen Ausflug klingt, ist in Wahrheit eine gefährliche und anstrengende Fernreise. Manche Störche fliegen 10.000 Kilometer weit. Um den langen Flug zu überleben, fressen sie sich vorher vorsorglich ein Fettpolster an.
Faultier
Kein Säugetier bewegt sich so langsam von Ast zu Ast wie das Faultier. Für den Einzelgänger mit dem freundlichen Gesicht ist das Leben ein langer, ruhiger Fluss. Seine Strategie der Vorsorge: Genügsamkeit. Es frisst fast nur Blätter und hat einen sehr niedrigen Stoffwechsel. Weil Flüchten in seinem Tempo zwecklos wäre, tarnt sich das faule Tier – mit grünen Algen, die es im eigenen Fell züchtet.
Blattschneiderameise
Vertreter dieser Art halten ihr Volk dank effizienter Fließbandlogik am Leben. Spezialisten nagen Blattstücke ab, Transporteure tragen sie ins Nest, wo sie von anderen zerkleinert werden. Auf den zerkauten Blättern züchten die Ameisen Pilze, von denen sie sich ernähren. Es gibt sogar eine Art Altersteilzeit: Wenn eine Ameise altersbedingt stumpfe Klingen bekommt, darf sie leichtere Aufgaben übernehmen.
Dachs
Nein, der Dachs setzt nicht auf den Dax. Er ist vielmehr der Immobilienhai unter den Vorsorgetieren. Als nachtaktiver Baukünstler erweitert er seine Burgen oft über Generationen hinweg. Notausgänge und ein weitverzweigtes Tunnelsystem sorgen für Sicherheit. In seinem Zuhause hat der ganze Clan Platz. Dort halten die Tiere auch ihre Winterruhe, für die sie sich zuvor eine dicke Speckschicht anfuttern.
Eichhörnchen
Die flinken Kletterer sorgen für den Winter mit einer Doppelstrategie vor: sehr viele Depots und mehrere Wohnungen. Wird es ihnen zu kalt oder zu heiß, ziehen sie sich in eines ihrer Nester zurück. Bis zu acht Kobel bewohnen sie zeitgleich. Um im Winter nicht zu verhungern, verstecken sie im Herbst ihren Nahrungsüberschuss. Allerdings nicht sehr planvoll. Die vielen Verstecke können sie sich nicht immer merken.
Kolkrabe
Der clevere Vogel hat eine ausgefeilte Strategie, um Futter in Sicherheit zu bringen. Je größer der Leckerbissen, desto eifriger versteckt er ihn – und das nicht nur im Winter. Dabei ist der Kolkrabe stets darauf bedacht, dass kein Fremder zusieht. Ein Einzelgänger ist er aber nicht: Oft verbringen Raben ihr gesamtes Leben mit nur einem Partner beziehungsweise Mitwisser – auch das als eine Art der Vorsorge.
Braunbär
Der Bärenhunger steht nicht ohne Grund für besonders großen Appetit: Denn ein Braunbär frisst bis zu 40 Kilo Nahrung pro Tag. So legt er sich im Herbst das nötige Fettpolster für die kalten Monate zu. Während der Winterruhe bekommen Bären auch ihren Nachwuchs. In der mit Pflanzen ausgelegten Höhle können die Jungen wohlbehütet heranwachsen.
Feldhamster
Bei seiner Vorsorge agiert der Feldhamster besonders eifrig. Für den Winterschlaf legt er sich nicht nur ein kleines Fettpolster zu, sondern sammelt in seinen Backentaschen alles, was länger haltbar ist. In seinem sicheren Bau häuft er mitunter gewaltige Futtervorräte an, an denen er sich immer wieder satt fressen kann. Auch wenn er oft viel mehr hat, als er braucht, teilt er mit Artgenossen nicht so gern.
Rotfuchs
Er gilt als schlau und arbeitet viel: Der Fuchs ist das ganze Jahr über auf Nahrungssuche. Wenn er große Beute macht, vergräbt er Teile davon in der Erde. Mithilfe seiner guten Nase spürt er die Verstecke in schlechten Zeiten wieder auf. Ihren Unterschlupf bauen Füchse oft nicht selbst. Manchmal wohnen sie sogar als Untermieter bei einer Dachsfamilie.
Honigbiene
Bei der Vorsorge agieren Honigbienen als große Gemeinschaft. Sie verfügen über eine Schwarmintelligenz und praktizieren Arbeitsteilung. Vom Überschuss des Sommers legen Bienen Pollen- und Honigvorräte an. Für Nachwuchs und Königin bereiten sie das Gelée royale zu. Wenn es kalt wird, rücken sie ganz eng zusammen und halten sich mit Muskelvibration gegenseitig warm.
Text Christian Gottwalt, Cora von Zastrow
Illustrationen Jan Steins