08.10.2024

Gipfelstürmer mit Weitblick

Die von dem Bozner Kaufmann Heiner Oberrauch gegründete Oberalp Group steht seit mehr als 40 Jahren für hochwertige Bergsportartikel. Zu den bekanntesten Marken gehören Salewa und Dynafit. Als Familienunternehmen, das sich der Natur verschrieben hat, bestimmt das Prinzip Nachhaltigkeit alle unternehmerischen Entscheidungen mit.

Wer sich von Bayern aus auf den Weg in die Tiroler Berge macht, sieht sie am Rande der Autobahn in den Himmel wachsen: Zwei Gipfel aus Glas und Stahl ragen 30 Meter hoch in die Luft. Im Hintergrund die malerische Kulisse des Kaisergebirges. So selbstbewusst präsentiert sich der neue Firmensitz der Oberalp AG im oberbayerischen Kiefersfelden. Die beiden Gebäudespitzen nehmen auf moderne Weise Bezug zu ihren alpinen Vorbildern. Mehr Symbolik geht nicht. 

Die Verbundenheit mit der Natur, die das 1981 von dem Südtiroler Heiner Oberrauch gegründete Bergsportunternehmen seit jeher ausmacht, findet sich auch an vielen Stellen innerhalb des Gebäudes wieder. Innovative Beschattungssysteme zur Klimaregulation, regionale Gerichte in der Kantine oder die hauseigenen Kletterhallen sind nur einige Beispiele dafür. »Nachhaltigkeit ist für uns kein fernes Ziel, das wir irgendwann erreichen wollen. Sie ist ein integraler Bestandteil unseres Alltags und prägt unser Handeln – sowohl im Großen als auch im Kleinen«, erklärt Tobias Robida, HR Manager bei der Oberalp Group. Als zu 100 Prozent im Familienbesitz befindliches Unternehmen denkt die Geschäftsführung sehr konkret darüber nach, welche Auswirkungen ihr wirtschaftliches Handeln auf die nächsten Generationen hat. Ruth Oberrauch, die Tochter des Firmengründers, ist als Vizepräsidentin für die Nachhaltigkeitsthemen des gesamten Unternehmens zuständig und als Brandmanagerin auch Teil des Oberalp-Management-Teams.

Für das Unternehmen ist es selbstverständlich, dass seine Outdoor-Produkte so nachhaltig wie möglich hergestellt werden. Dazu gehören eine weitgehend in Europa beheimatete Produktion unter nachhaltigen Gesichtspunkten und der Einsatz langlebiger Materialien. Um Kund:innen die Orientierung zu erleichtern, kennzeichnet etwa das »Committed«-Label von Salewa Produkte, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Dazu gehören eine genaue Prüfung auf Chemikalien, die Einhaltung von hohen Sozialstandards und ein Anteil an recycelten Materialien von mehr als 50 Prozent.

»Reparaturen verlängern die Lebensdauer und schonen Ressourcen«

Und die Oberalp Gruppe geht noch einen Schritt weiter: Sie stellt sich die grundsätzliche Frage, wie ein produzierendes Unternehmen überhaupt nachhaltig sein kann. »Es ist eine Tatsache, dass jedes neu hergestellte Produkt in seiner Umweltbilanz schlechter abschneidet als ein repariertes. Reparaturen verlängern die Lebensdauer und schonen Ressourcen«, sagt Robida. Deshalb setzen die Oberalp-Marken verstärkt auf Reparaturangebote und Kreislaufwirtschaft. 

Dynafit, spezialisiert auf Performance-orientierte Skitouren-Ausrüstung und Trailrunning, bietet seinen Kund:innen bei Registrierung ihrer Produkte eine »Lifetime Guarantee«. Weit über die gesetzliche Garantie von zwei Jahren hinaus bekommen sie auf vieles zehn Jahre Produktgarantie. Das bedeutet: Dynafit kümmert sich während der gesamten Produktlebensdauer um Reparaturen jeglicher Art. Während der ersten fünf Jahre übernimmt die Marke dafür die Kosten, danach müssen die Kund:innen sie selbst tragen. 

Bei Salewa gibt es neben dem Reparaturservice ein »Second Life Programm«. Produkte der Marke, die die Käufer:innen nicht mehr nutzen, können gegen einen Rabattgutschein eingetauscht werden. Die gebrauchten Stücke werden dann aufbereitet, um neue Besitzer:innen zu finden. 

Gelebte Nachhaltigkeit: Tobias Robida und Johanna Sedlmaier im Shop und Reparaturzentrum des neuen Dynafit-Gebäudes

Auf den ersten Blick mag es widersprüchlich erscheinen, dass ein Unternehmen, das vom Produktverkauf profitiert, das Augenmerk auf Reparaturen und Langlebigkeit legt. Ist das nicht schlecht für das Geschäft? »Nein«, entgegnet Robida. »Unser oberstes Ziel ist es, die Natur so gut wie möglich zu schützen. Zum Beispiel werden wir ohne echte Winter mit Kälte und Schnee in Zukunft keine Winterjacken und Skitourenausrüstungen mehr verkaufen können. Auf lange Sicht würde das unser Geschäft viel stärker schädigen.«

Aktuell muss sich Oberalp bei Produktion und Vertrieb einigen Herausforderungen stellen – nicht nur im Klimabereich. »Die Produktionskosten steigen, und die Nachfrage ist gesunken, was dazu führt, dass unsere Lagerbestände hoch sind. Dadurch können wir weniger neue Produkte produzieren«, erklärt Robida. Auch bei der Herstellung selbst gibt es ungelöste Aufgaben. »Unsere Skibindungen können wir zum Beispiel derzeit nicht ohne Plastik herstellen. Wir haben einfach noch keine Alternative gefunden, die unsere Qualitätsstandards erfüllt«, so Johanna Sedlmaier, Marketingspezialistin bei Oberalp.

Nachhaltigkeit  – das ist auch im Umgang mit den rund 1200 Mitarbeitenden in elf Ländern das zentrale Prinzip. Das Unternehmen setzt sich dafür ein, langfristige Arbeitsverhältnisse zu fördern, ein positives Arbeitsklima zu schaffen und das Bewusstsein für ehrenamtliches Engagement zu stärken. Wie das konkret aussieht? »Unsere Mitarbeitenden haben zum Beispiel die Möglichkeit, eine Woche zusätzlich Urlaub zu nehmen, um sich für Naturschutzprojekte zu engagieren«, erklärt Sedlmaier. Sie selbst habe dieses Angebot genutzt und eine Woche lang eine Hütte des Deutschen Alpenvereins unterstützt. »Da habe ich Hüttentaxi gespielt«, erzählt sie lachend, »und Lebensmittel aus dem Tal auf die Hütte getragen.« 

Neben der Förderung ehrenamtlicher Aktivitäten legt das Familienunternehmen großen Wert auf die Mitarbeiterbindung. Daher hat sich Oberalp entschieden, ihre Angestellten in Deutschland bei der Zukunftssicherung zu unterstützen und eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) der Allianz als Ergänzung zur staatlichen Rente anzubieten. Um auch bei dieser Maßnahme das Prinzip Nachhaltigkeit zu leben, hat Oberalp ein Produkt der Allianz gewählt, das die Beiträge ausschließlich in nachhaltige Projekte investiert. »Das war uns besonders wichtig bei der Wahl der Zusammenarbeit«, sagt Robida. »Aktuell nutzen bereits 25 Prozent der Belegschaft die bAV. Mit betriebsinterner Aufklärung zur Bedeutung der privaten Vorsorge arbeiten wir daran, diesen Anteil weiter zu steigern.«

Die Maßnahmen für ein gutes Arbeitsklima und hohe Mitarbeiterzufriedenheit zahlen sich aus: »Den Fachkräftemangel spüren wir kaum«, so Robida. Zur Attraktivität der Arbeitgebermarke Oberalp trägt vermutlich auch die Faszination Bergsport bei, die der Großteil der Mitarbeitenden teilt. »Bei unserem Produktportfolio – von Wandern über Klettern bis Skitouren – spielt Sport natürlich eine zentrale Rolle bei unseren Team-Events«, erzählt Robida. Ob After-Work-Aktionen in der Boulderhalle oder gemeinsame Wandertouren: Sportliche Aktivitäten stärken den Zusammenhalt im Team.

Text Selena Gruner
Fotos Simon Koy

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