Auf Infoscreens in ganz Deutschland erscheinen derzeit Gesundheitstipps, präsentiert von der Allianz Privaten Krankenversicherung. 1890 digital nimmt die Ratschläge auf – und vertieft das Wissen in Experteninterviews. Teil 14: Hausarzt Dr. Malik Böttcher rät bei Bluthochdruck zu ausgewogener Ernährung und viel Bewegung
Zur Person
Malik Böttcher ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Diabetologe in Berlin. In seiner Praxis im Stadtteil Schöneberg betreut er gemeinsam mit zwei weiteren Ärztinnen eine breit gefächerte Patientenschaft: Menschen vieler Nationalitäten und Altersstufen, mit akuten oder chronischen Krankheiten, mit Diabetes, psychischen Beschwerden, Suchtproblemen, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen.
Die WHO schlägt Alarm: Von 1990 bis 2019 hat sich die Zahl der an Bluthochdruck Leidenden verdoppelt. Weltweit sind 1,3 Milliarden Menschen betroffen – und jeder Zweite weiß nichts davon. Welche Rolle spielt Bluthochdruck in Ihrer Praxis?
Bluthochdruck ist natürlich weit verbreitet – und gleichzeitig gilt angesichts der Statistik: Mehr Diagnostik bringt mehr Krankheiten ans Licht. Aber ganz unabhängig davon gilt, dass ab einem gewissen Alter das Risiko für Bluthochdruck steigt. Bei manchen Menschen steigt er erst ab 80 Jahren an, dann aber so heftig, dass sehr wahrscheinlich bald ein Schlaganfall folgt.
Was macht Bluthochdruck so gefährlich?
Es geht um die Gefäße: Wenn diese über längere Zeit hinweg überstrapaziert werden und von Verstopfung bedroht sind, dann wird es heikel. In einem solchen Fall braucht es Medikamente, um Herzinfarkte oder Schlaganfälle zu vermeiden. Ganz besonders gefährlich wird es im Zusammenhang mit Diabetes. „Ein Patient mit Herzinsuffizienz in Kombination mit Diabetes hat noch maximal fünf Jahre zu leben“ – das hat mir einmal vor Jahren ein älterer Kollege gesagt. Dieses Muster hat sich häufig leider bewahrheitet.
Übergewicht, zu viel Salz, zu viel Alkohol – immer wieder wird behauptet, dass Bluthochdruck eine Frage des Lebenswandels ist. Inwiefern ist das richtig?
Es kursieren ja eine Unmenge an Studien zu den Gründen von Bluthochdruck. Tatsächlich gibt es nach aktuellem Stand der Forschung zwei Stellschrauben, die das Risiko des Bluthochdrucks beeinflussen: Ernährung und Bewegung. Und dennoch muss man sagen, dass Bluthochdruck jede und jeden treffen kann, auch Menschen, die total gesund leben.
Wie äußert sich Bluthochdruck, welche Anzeichen gibt es und wann sollte man zum Arzt gehen?
Zu den Symptomen gehören Kopfschmerzen, Nasenbluten, Ohrgeräusche, ein Spannungsgefühl im Hals und Kopf, aber auch Übelkeit oder Schwindel. Bluthochdruck kann sich durchaus bedrohlich anfühlen. Und ich erlebe, dass diese Symptome immer wieder mit Stress in Zusammenhang gebracht werden, à la „Ich streite zurzeit so viel mit meiner Frau“.
Wie kann ich meinen Blutdruck selbst kontrollieren?
Wenn man die Werte zuhause misst, sollte man sich klarmachen, dass die Sorge um einen hohen Blutdruck diesen erst recht nach oben jagen kann. Daher: Nur dann messen, wenn man entspannt ist. Wenn die Werte hoch sind: Zügig ärztlichen Rat einholen.
Was lässt sich tun, damit Bluthochdruck gar nicht erst entsteht?
Das ist eine der Gretchenfragen der Medizin. Wer hierauf eine Antwort geben kann, würde wohl den Nobelpreis bekommen. Aber es gibt ein paar Grundregeln: Regelmäßige Bewegung, wenig Fleisch, eine ausgewogene Ernährung. Oft wird geraten, Stress zu vermeiden. Da würde ich allerdings gern differenzieren, denn: Positiver Stress kann sehr vitalisierend sein, etwa, wenn man in der eigenen Arbeit aufgeht und darin einen Sinn sieht. Anders sieht es bei negativem Stress aus. Der kann durchaus den Blutdruck ungünstig beeinflussen. Mitunter sind es auch die Lebensumstände, die gesundheitsgefährdend sind. Wer dauerhaft unter Armut und anhaltendem Existenzdruck leidet, wird eher krank als Leute, die finanziell unbesorgter sind. Solche Zusammenhänge sollten wir nicht außer Acht lassen.
Text Simone Dyllick-Brenzinger
Fotos Simon Koy, privat