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26.09.2023

Bloß nicht stressen lassen

Auf Infoscreens in ganz Deutschland erscheinen derzeit Gesundheitstipps, präsentiert von der Allianz Private Krankenversicherung. 1890 digital nimmt die Ratschläge auf – und vertieft das Wissen in Experteninterviews. Teil 7: Diplom-Psychologin Gabriele Bringer erklärt, wie Sie Stress reduzieren oder gar vermeiden können

Gabriele Bringer

Die Diplom-Psychologin Gabriele Bringer ist Leiterin der Beratungsstelle »Stresszentrum Berlin«. Seit 1991 arbeitet sie als selbstständige Trainerin, Beraterin und Seminarleiterin im Bereich Wirtschaftspsychologie. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Stress und Burn-out, Kommunikation und betriebliches Gesundheitsmanagement.

Stress erhöht nicht nur den Blutdruck, sondern kann auf Dauer krank machen. Doch Stress im Alltag zu reduzieren, ist für viele Menschen gar nicht so einfach. Was sind Ihre Tipps?
Sport ist definitiv ein gutes Mittel, um Stress abzubauen. Weniger hilfreich sind aber Sportarten wie das Krafttraining, weil der Körper durch die schnellen und kräftigen Bewegungen in den Angriffsmodus schaltet. Hierbei werden auch wieder Stresshormone ausgeschüttet, die einen weiter aufputschen können. Besser eignen sich alle Ausdauersportarten wie Joggen oder Radfahren. Hier werden Stoffe aktiviert, die die Durchblutung des Gehirns und des Darms fördern. Das sind genau die Areale, wo Stresshormone abgebaut werden.

Also ist die Muckibude für alle Freunde des Hantelstemmens tabu?
Nein. Natürlich ist es immer besser, irgendeinen Sport auszuüben, als überhaupt keinen. Es reichen übrigens schon wenige Minuten, um Effekte zu erzielen. Der tägliche, flotte Gang zu Bus oder Bahn würde schon reichen. So was lässt sich sehr einfach in den Alltag integrieren.

Und was machen alle Sportmuffel?
Ein kleiner Tipp mit großer Wirkung ist, seine Haltung zu verbessern. Viele Menschen entwickeln unter Dauerstress eine verkrampfte Körperposition mit hoch- oder vorgezogenen Schultern und angespanntem Kiefer. Allein durch das Zurücknehmen der Schultern erreicht man eine aufrechte Haltung. Dadurch kommt mehr Luft in die Lunge, die Atmung verbessert sich und die Durchblutung des Gehirns wird angeregt. Jetzt noch mit dem Unterkiefer hin- und her wackeln und man fühlt sich gleich viel entspannter.

Laut vieler Umfragen nimmt Stress in der Gesellschaft stetig zu. Etwa belegt eine aktuelle Studie aus Deutschland, dass sich jeder zweite Bundesbürger gestresst fühlt. Sind Menschen heute wirklich gestresster als früher?
Ja. Und dafür gibt es meiner Meinung nach drei Gründe. Erstens hat das Arbeitspensum durch den demografischen Wandel erheblich zugenommen. Zweitens erhöhen neue Medien durch den permanenten und immer schnelleren Kommunikations- und Informationsfluss unseren Stresslevel. Und Drittens gibt es erste wissenschaftliche Hinweise, dass der übermäßige Konsum von Fertignahrung den Körper dauerhaft unter Stress setzt.

Fertigessen begünstigt Stress?
Ja. Es betrifft wohl vor allem einige bedenkliche Farb- und Konservierungsstoffe, die den Stoffwechsel durcheinander bringen und somit Stress auslösen können. In einer britischen Studie mit Kindern konnten zum Beispiel Wissenschaftler zeigen, dass die Probanden ohne den Konsum von Fertigprodukten ausgeglichener und lernbereiter waren.

Interview Sonja Hoogendoorn
Fotos Simon Koy, privat

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