21.06.2023

»Ich brauche keine Medaille, um mich zu freuen«

In der Serie »Ich habe einen Traum« stellt 1890 digital Nachwuchsstars vor, die im Sommer 2024 zum ersten Mal an den Olympischen oder Paralympischen Spielen teilnehmen wollen – Jan Helmich ist einer von ihnen

Die Allianz und ihre Agenturen fördern Sportveranstaltungen auf allen Ebenen – vom örtlichen Jugendturnier bis zum Spitzensport. Denn Gesundheit, Inklusion und Teamgeist liegen einem Versicherer am Herzen. Seit 2021 ist die Allianz auch weltweiter Partner der Olympischen und Paralympischen Bewegungen. Das Engagement ist auf acht Jahre ausgelegt und baut auf der seit 2006 bestehenden Zusammenarbeit mit der Paralympischen Bewegung auf.

Jahrgang: 1998

Wohnort: Cambridge

Beruf: Student

Disziplin: Rudern (PR3, Riemen + Skull) 

Heimatverein: RC Hansa Dortmund

Größte Erfolge: Silber WM 2022; Silber EM 2023; Bronze EM 2022; Gold Weltcup III 2019        

Mein größtes Vorbild: Opa

Ritual vor dem Wettkampf: Kopfhörer rein, Musik an und spazieren gehen

Getränk nach dem Sieg: kühles Bier

Essen vor dem Wettkampf: Banane und Müsliriegel

»Niemals hätte ich als Kind von den Olympischen Spielen zu träumen gewagt. Oder auch nur daran gedacht, irgendeinen Sport zu machen. Ich bin mit Klumpfüßen auf die Welt gekommen. Diese Fehlstellung wurde zwar so gut wie möglich behandelt, aber ich kann meine Sprunggelenke nicht bewegen. Das war für mich vor allem als Jugendlicher schwer zu verkraften. Ich wollte einfach nur normal sein und mit den anderen mithalten. Stattdessen hatte ich lange mit meiner Eigenwahrnehmung und meiner Außenwirkung zu kämpfen. Wer bin ich? Was kann ich? Wie komme ich an? Ich brauchte sehr viel Zeit, um ein Selbstbewusstsein zu entwickeln. 

Mein Informatikstudium hat mir sicher dabei geholfen. Ich bin dafür 2016 nach Cambridge in England gezogen. Dort findet jedes Jahr das »Boat Race« zwischen Oxford und Cambridge statt. Es ist das größte universitäre Ruderrennen der Welt. Ich fand das sehr beeindruckend und wollte – für die Cambridge-Rundumerfahrung – den Sport einfach mal ausprobieren. Kurze Zeit später saß ich im Boot und merkte: Das macht mir Spaß. Mein ganzer Körper wurde beansprucht, und ich konnte mich vollkommen auspowern. Das wurde nicht einfach nur zu einem Ausgleich zu meiner akademischen Leistung. Ich spürte eine Begeisterung, die ich bis dahin nicht kannte. Ich wollte mehr. 

Ich fing an zu trainieren, verbrachte zahllose Stunden auf dem Rudergerät und konnte irgendwann tatsächlich erste Rennen gewinnen. So bin ich irgendwie in den Leistungssport gerutscht. Jetzt wirklich an den Paralympischen Spielen in Paris teilzunehmen, ist für mich immer noch eher ein Traum. Es ist die größte Sportveranstaltung auf dem Planeten und daran teilzunehmen: der größte Erfolg, den man sich als Sportler vorstellen kann. Dass der Gastgeber dann auch noch Paris ist, finde ich grandios. Es ist eine wirklich schöne Stadt mit einer tollen Kultur. 

Sollte ich in Paris ganz oben stehen, könnte es sein, dass ich mir das eine oder andere Tränchen verdrücken muss. Der ganze Druck wird dann von mir abfallen. Doch ehrlich gesagt, brauche ich nicht unbedingt eine Medaille, um mich zu freuen. Der Welt und mir zu zeigen, was ich – so wie ich bin – leisten kann, entschädigt für die ganze Arbeit und Zeit, die ich in meinen Sport und mich selbst investiert habe. Dass ich es mit der Einschränkung überhaupt so weit gebracht habe, macht mich jetzt schon unglaublich stolz.«

Jan Helmich gewinnt Bronze!
In Vaires-sur-Marne vor den Toren von Paris belegte er im Mixed über 2.000 Meter zusammen mit Hermine Krumbein in 7:28,31 Minuten den dritten Platz. Nach einem knappen Endspurt verpassten sie die Silbermedaille nur um eine Zehntelsekunde hinter dem Duo aus Großbritannien. Herzlichen Glückwunsch! 

Protokoll Maria Dünninger
Fotos Horst Friedrichs

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