Brennende Mehrfachsteckdose

24.03.2023

5 Tipps, wie Sie Ihre Wohnung vor Flammen schützen

Veraltete Mehrfachsteckdosen gehören zu den häufigsten Ursachen für Wohnungsbrände. Aber auch eine überhitzte Bratpfanne oder eine vergessene Kerze können in wenigen Minuten alles zerstören. Brandschutzexperte Wilhelm Deml gibt Tipps für eine feuerfeste Wohnung

Zur Person

Wilhelm Deml war 40 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr Putzbrunn, ehe er 2019 mit dem Dienstgrad Brandmeister ausschied. Heute ist der 69-Jährige der Inhaber einer Brandschutzfirma, die unter anderem Kinder und Jugendliche über Gefahren im Umgang mit Feuer aufklärt.

1. Elektrische Geräte verantwortungsvoll nutzen

Alle zwei bis drei Minuten brennt es in einer Wohnung in Deutschland. Allein die Allianz regulierte im vergangenen Jahr mehr als 21.400 Brände in Privatwohnungen, mit einer Schadensumme von insgesamt 66,8 Millionen Euro. »Viele von ihnen entstehen, weil elektronische Geräte überhitzen«, sagt Wilhelm Deml, Brandschutzberater aus Putzbrunn. 

24 Prozent aller Wohnungsbrände, die im Jahr 2022 von der Allianz reguliert wurden, entstanden durch Kurzschlüsse und andere Elektrizitätsprobleme. 

Vor allem Mehrfachsteckdosen sind ein großes Risiko. Denn was viele nicht wissen: Die meisten haben eine Leistungsgrenze von etwa 3500 Watt. Das erreichen jedoch allein viele Kaffeemaschinen und Wasserkocher, wenn sie zusammen an einer Steckerleiste angeschlossen sind. Die Mehrfachstecker können dann schnell überhitzen und sich selbst oder brennbares Material, wie Staub, entzünden. »Achten Sie darauf, dass die maximale Leistung einer Mehrfachsteckdose nicht überschritten wird«, rät der Experte. Diese steht in der Gerätebeschreibung oder der Bedienungsanleitung. Mehrfachsteckdosen sollten zudem ein CE- und GS-Zeichen sowie das Siegel des VDE oder des TÜV tragen.

Doch auch andere Haushaltsgeräte sind anfällig für Überhitzung. »Vor allem bei Spülmaschinen kommt es oft zu Kurzschlüssen«, sagt Deml. »Die sollte nie laufen, wenn man nicht zu Hause ist.« Zudem rät der Experte, weitere Großgeräte wie Durchlauferhitzer oder Waschmaschinen nur direkt an einer Wandsteckdose anzuschließen. Ebenfalls unterschätzt wird der Stand-by-Modus von Fernseher oder Stereoanlage. Auch hier kann es durch die permanente Spannung zu Kurzschluss und Überhitzung kommen. »Überprüfen Sie regelmäßig Geräte, die ständig im Einsatz sind – wie Bügeleisen, Toaster, Kaffeemaschinen, Wasserkocher, Mikrowellen – auf brüchige oder beschädigte Anschlussleitungen oder Isolierungen«, sagt der Brandschutzberater. »Und ziehen Sie bei kleinen Geräten den Stecker, wenn diese nicht mehr benutzt werden.«

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2. In der Küche besonders vorsichtig sein

»Heißes Fett in der Pfanne ist ein Klassiker«, sagt Deml. Immer wieder werden Pfannen mit Öl auf der Herdplatte vergessen – das entzündet sich schon ab 280 Grad. »Wenn das geschieht, reagieren viele Menschen panisch und wollen es mit Wasser löschen. Dann kommt es aber zur Fettexplosion«, erklärt er. Hier sei es besser, immer eine Löschdecke oder einen speziellen Fettbrandfeuerlöscher in der Nähe zu lagern. »Schaumlöscher machen die Sache nur schlimmer.«

Generell gilt in der Küche: Nehmen Sie nach dem Kochen immer alle Pfannen und Töpfe vom Herd. Nutzen Sie die Herdplatte nicht als Ablage – weder für Textilien wie Küchentücher, Ofenhandschuhe oder Topflappen noch für Gegenstände aus leicht entflammbaren und brennbaren Materialien wie Kunststoffgeschirr oder Tupperware. Säubern Sie Herd und Dunstabzugshaube regelmäßig von Fetten und Fettablagerungen.

»Immer wieder lassen Menschen brennende Kerzen unbeaufsichtigt oder schlafen daneben ein«

Wilhelm Deml
die glorreichen sieben
3. Menschliche Fehler vermeiden

Die zweithäufigste Brandursache laut IFS-Schadendatenbank ist mit rund 18 Prozent menschliches Fehlverhalten und der verantwortungslose Umgang mit offenen Flammen. Das kann auch der Brandschutzberater bestätigen. »Immer wieder lassen Menschen brennende Kerzen unbeaufsichtigt oder schlafen daneben ein«, sagt er. »Wenn die Kerzen dann noch auf brennbarem Untergrund oder in der Nähe von Papier oder Textilien stehen, reicht oft schon ein kleiner Windstoß, um ein Feuer auszulösen

Kerzen sind vor allem während der Adventszeit ein großes Risiko, wie die Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt: Um rund 40 Prozent nehmen die Schadenmeldungen in dieser Zeit zu, weil Kerzen unbemerkt umfallen oder beim Herunterbrennen den Christbaum oder Adventskranz entzünden. Insgesamt gehen 26 Prozent aller Wohnungsbrände, die von der Allianz im Jahr 2022 reguliert wurden, auf Fehler im Umgang mit Glut, Zigaretten, Kerzen und Kaminfeuer zurück. »Es ist erstaunlich, wie viele Menschen noch immer mit der berühmten Zigarette im Bett einschlafen und sich und ihr Hab und Gut damit in Gefahr bringen«, so Deml.

Generell gilt: Brennbare Materialien wie Papier, Kleidung oder Möbel sollten nicht in der Nähe von Heizgeräten oder offenen Flammen aufbewahrt, Asche nicht im Papiermüll entsorgt werden. 

Auch im Keller entstehen mehr Brände, als man vermuten würde, weiß der Brandschutzfachmann. »Viele lagern dort zum Beispiel im Winter ihr Propangas, das sie im Sommer zum Grillen nutzen«, sagt er. »Wenn die Flaschen unsachgemäß aufbewahrt werden, können sie sich schnell entzünden und unbemerkt alles Umstehende in Brand setzen.«

4. Richtig vor Blitzeinschlag schützen

In den Statistiken vieler Versicherer taucht die Brandursache Blitzschlag regelmäßig auf. Im Jahr 2022 waren 60 Prozent aller regulierten Wohnungsbrände auf Blitz- beziehungsweise Überspannungsschäden zurückzuführen.

Denn ein Blitzableiter auf dem Dach schützt nur beim direkten Einschlag. Auch ein Blitz, der in einem Umkreis von bis zu zwei Kilometern einschlägt, kann durch umliegende metallische Leitungen einen Überspannungsschaden auslösen – und damit ein Überhitzen der Elektrogeräte in den eigenen vier Wänden. Zusätzliche Sicherheit bietet ein spezieller Überspannungsschutz.

So eine Erdungsanlage funktioniert dreistufig: Am Hausverteiler, den Unterverteilern und an den einzelnen Steckdosen werden Sicherungen installiert. Bei einem gewöhnlichen Einfamilienhaus liegen die Gesamtkosten für die fachmännische Nachrüstung meist zwischen 1000 und 2000 Euro.

5. Rauchmelder und Feuerlöscher regelmäßig überprüfen

In Deutschland sind Rauchmelder in Schlafräumen, Kinderzimmern und Fluren inzwischen Pflicht. »Überprüfen Sie Ihre Geräte mindestens einmal im Jahr und nach einem längeren Urlaub über den Testknopf auf ihre Funktionstüchtigkeit«, rät Deml. 

Zudem empfiehlt er, mindestens einen Feuerlöscher in der Wohnung zu lagern. »Der kann in der ersten Phase eines Brandes extrem hilfreich sein«, sagt er. Alternativ rät der Experte auch zu sogenannten Löschsprays von namhaften Herstellern wie Prymos oder Abus. Eine Füllmenge von sechs Kilo reicht für kleinere Wohnungsbrände aus. Tipp: Lassen Sie Feuerlöscher alle zwei Jahre vom Hersteller oder einem speziellen Dienstleister überprüfen.


Text
Sebastian Schellschmidt
Fotos privat, AdobeStock/Thicha
Video Sven Dittgen, Max-Martin Bayer 

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