09.01.2023

»Guter Rennsport definiert sich nicht über Lärm«

Fabian Eckert verantwortet im Bereich Global Partnerships der Allianz SE unter anderem die Formel E. Im Interview erklärt der passionierte Motorsport-Fan, wie sich die Allianz in der Serie engagiert, welche Innovationen die Formel E mitbringt und warum er die lärmende Formel 1 kein bisschen vermisst

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Zur Person

Fabian Eckert ist Teil des Partnership-Teams der Allianz SE, das sich um globale Partnerschaften kümmert, wie zum Beispiel mit der Formel E, aber auch mit dem FC Bayern oder mit Starpianist Lang Lang.

Herr Eckert, warum fasziniert Sie Motorsport? 

Einerseits ist er Spektakel und Unterhaltung. Andererseits ist er das Zusammenspiel von Perfektion, Teamwork, Innovation und Technologie. Das muss auf höchstem Level funktionieren und das fasziniert mich.

Bis 2016 kooperierte die Allianz mit der Formel 1 und wechselte dann zur Formel E. Ganz ehrlich: Als Sie sich zum ersten Mal mit der Formel E beschäftigen mussten, dachten Sie da: »Oje, was soll das denn?«

Bei der Allianz verfolgen wir ja schon lange eine Nachhaltigkeits-Agenda. Auch privat versuche ich nachhaltig zu leben. Deshalb war ich überhaupt nicht skeptisch, weil für mich trotz aller Begeisterung für den klassischen Motorsport klar war, dass es dafür eine neue Form geben muss. Mich trieb eher um: Wie kann man das etablieren? Denn im Motorsport gibt es selten eine ganz neue Serie.

Sie finden, die Formel E ist eine neue Rennsport-Serie?

Jein, die Formel E vereint natürlich klassische Rennsport-Elemente, ist aber sehr innovativ, was das Rennformat angeht, wie zum Beispiel beim Attack-Mode, bei welchem die Leistung des Elektromotors für eine bestimmte Zeit um 50 kW erhöht. Um den Attack-Mode zu aktivieren, muss ein Fahrer zunächst einen Knopf am Lenkrad betätigen, um das System »scharf« zu schalten. Anschließend fährt er abseits der eigentlichen Rennlinie durch die sogenannte Attack-Zone. In diesem gekennzeichneten Bereich sind drei Aktivierungsstreifen auf dem Asphalt angebracht. Trifft der Fahrer alle drei nacheinander mit seinem Auto, löst dies unmittelbar den Attack-Mode aus.

Viele der Formel-E-Rennen finden auf Stadtkursen statt, auch das ist in der klassischen Formel 1 anders, sieht man mal von Monaco ab …

Ja, auch das ist eine Stärke der Formel E. Sie bringt den Sport zu den Leuten, mitten in deren Lebensraum, und erschließt sich so eine neue Zielgruppe. Denn Formel-E-Rennen sind Teil des urbanen Lebens.

Es sollen also gar keine Formel-1-Fans »bekehrt«, sondern eher Menschen begeistert werden, die sich bislang nicht für Motorsport interessiert haben?

Das auch. Wir werden in ein paar Jahren sehen, wo uns die Technologie hinbringt. Auch die Formel 1 engagiert sich ja inzwischen in Sachen Nachhaltigkeit. Aber auch die Formel E bleibt nicht stehen, geht jetzt 2023 in die neunte Saison. Und dabei wird es technologisch nochmal einen Sprung bei den Motoren und dem Rennformat geben, mit der Einführung von »Fast-Charging«-Boxenstopps.

Und Ihnen als Rennsport-Fan fehlt auch nicht der Geruch, der Lärm, die ganz starken Motoren …

Mir fehlt nichts. Klar, das war früher aufregend, wenn man an der Rennstrecke kaum ein Wort wechseln konnte. Aber ich glaube, dass sich guter Rennsport nicht durch Lärm definiert. Wenn ich mit meinen Freunden Kart fahre, dann machen wir auch keinen Krach, die Faszination liegt im Zusammenspiel zwischen Mensch und Technologie, wenn man überholen kann, wenn man sich messen kann. Diese Duelle und Intensität zwischen Fahrern, die gibt es in der Formel E sogar häufiger, weil der Unterschied zwischen den Teams deutlich geringer ist als in anderen Motorsportarten. Die Teams dürfen ja viel weniger selbst entwickeln, dadurch hat der Fahrer eine höhere Gewichtung in der ganzen Rennstrategie.

Die Formel E ist stolz darauf, sie sei als einzige Sportart seit ihrer Gründung komplett CO2-neutral. Die Rennen sind ja auch als großes Nachhaltigkeits-Event angelegt.

Ja, das stimmt, und die Formel E ist dabei ein Vorreiter und arbeitet auch sehr transparent. Um diese CO2-Neutralität zu erreichen, gibt es verschiedene Initiativen, beispielsweise ein Programm gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln. Oder Wasserstationen, an denen die Zuschauer ihre eigenen Flaschen auffüllen können, damit es nicht diese irrsinnigen Mengen an Plastikflaschen gibt. Oder die Logistik: Wie bringt man alles von A nach B? Da arbeitet man mit dem globalen Partner DHL zusammen, der bereits jetzt Bio-Fuel für die Flugzeuge verwendet. Nicht nur die Formel E selbst, sondern auch alle Partner und Teams der Rennserie sind Teil dieser Prozesse. 

Die Nachhaltigkeit war ja auch ein Grund, warum die Allianz 2016 entschieden hat, sich von der Formel 1 ab- und der Formel E zuzuwenden.

Es gab mehrere Gründe, darunter auch die Innovation. Für uns steckte die Formel 1 ein wenig fest, es gab Stillstand in Sachen Technologie und Nachhaltigkeit. Zusätzlich konnten wir auch eine neue, eine junge, urbane Zielgruppe erreichen. Und auch das Thema Digitalisierung: Da war die Formel E von Anfang an viel innovativer unterwegs als die Formel 1. 

Wie genau sieht das Engagement der Allianz aus? 

Wir waren ab der vierten Saison, also ab 2017, offizieller Versicherungspartner der Formel E und Global Partner. Und wir haben die Namensrechte für das Allianz Fan Village.

Was ist das Allianz Fan Village?

Das Allianz Fan Village ist die Fanzone der Formel E. Dort können die Fans den Renntag verbringen. Die Formel-E-Partner, wie etwa Bosch, ABB oder DHL und natürlich auch die Allianz, haben einen Stand, an dem wir – und vor allem unsere Kollegen aus dem lokalen Vertrieb – in direkten Austausch mit den Fans und potenziellen Kunden gehen. Das ist natürlich eine sehr passende Plattform, um über EV-Versicherungsprodukte zu sprechen. Innerhalb des Allianz Fan Villages gibt es zudem Essen und Entertainment, Konzerte und ähnliches. Die Fahrzeughersteller der Teams stellen die neuesten Technologien und Autos aus, es ist wie eine kleine Innovationsmesse zum Thema Elektromobilität. Man kann bei der Formel E einen Tag mit seinen Kindern an einem Ort verbringen, wo man etwas lernt und wo man natürlich »Racing« erlebt.

Wie ist die Stimmung an einem Renntag im Fan Village? 

Das ist von Land zu Land verschieden. In Mexico City sind die Menschen generell sehr begeistert vom Motorsport, das Thema Elektromobilität hat aber noch lange nicht die Relevanz wie hier in Europa. Beim Rennen in Berlin wissen die Leute viel mehr über Elektrotechnik und Innovation. Was aber alle vereint, ist das Wissen um die Dringlichkeit und der Wunsch nach Veränderung. Es ist nicht mehr wie vor zehn Jahren, die Menschen sind viel sensibler und aktiver. Und sie wollen wissen, wie die Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen – dies erfahren wir bei jedem Rennen im Austausch mit den Standbesuchern.

Es ist ja auch nicht verkehrt, wenn man als Allianz auf der »richtigen Seite« steht, oder?

Als wir vor gut sechs Jahren eingestiegen sind, da war das auch riskant. Die Frage war damals, ob es die Formel E überhaupt lange geben wird. Und jetzt haben wir schon über 100 Rennen hinter uns. Das Risiko von damals hat sich bezahlt gemacht, wir konnten uns mit der Formel E im Bereich Elektromobilität und Mikromobilität positionieren und zudem unsere Nachhaltigkeitsagenda aktiv vorantreiben.

Text Detlef Dreßlein

Fotos Formula E/Sam Bagnall

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